Studie: Wie kreativ sind unsere Jugendlichen?

Studie: Wie kreativ sind unsere Jugendlichen?

Kreative Menschen haben nicht nur eine künstlerische Begabung. Stattdessen sind sie auch innovativ und finden leichter Lösungen für neuartige Fragestellungen. Doch wie kreativ sind unsere Jugendlichen? Dieser Frage ging die PISA-Studie im Jahr 2022 erstmals nach. Wir ordnen das Ergebnis ein!

Studie Wie kreativ sind unsere Jugendlichen

Wie und warum untersuchte die PISA-Studie das kreative Denken?

Ein Comic mit vier Bildern: Das erste Bild zeigt die Sonne und die Erde, jeweils mit einer leeren Sprechblase. Auf dem zweiten Bild ist nur die Sonne mit einer Sprechblase zu sehen, auf dem dritten Bild nur die Erde mit einer Sprechblase.

Das vierte Bild zeigt dann noch einmal beide Himmelskörper mit leeren Sprechblasen. Was nach einer ziemlich langweiligen Bildergeschichte klingt, war eine Aufgabe der jüngsten PISA-Studie.

Diese testet im Abstand von drei Jahren die schulischen Leistungen von 15-Jährigen im internationalen Vergleich. Dabei ging es bislang um die Disziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Im Jahr 2022 kam dann erstmals auch die Kreativität dazu.

Dabei hatten die Jugendlichen zum Beispiel fünf Minuten lang Zeit, um sich einen möglichst originellen Dialog zwischen den Himmelskörpern in dem beschriebenen Comic auszudenken.

Das Interesse der Tester begründet sich damit, dass Kreativität jungen Menschen künftig dabei helfen kann, sich an eine Welt anzupassen, die sich ständig und sehr schnell verändert. So zum Beispiel, wenn es darum geht, neue Ansätze für den Klimaschutz oder den Umgang mit KI zu finden.

Auf der Seite der PISA-Studie heißt es dazu, dass Organisationen und Gesellschaften weltweit immer stärker auf Innovation und Wissensschaffung angewiesen sind, um die aufkommenden, komplexen Herausforderungen zu meistern.

Dadurch wird das kreative Denken zu einer sehr wichtigen kollektiven Fähigkeit.

Neben dem Dialog für den Comic sollten die Jugendlichen unter anderem ein Poster zum Thema „Leben im Weltall“ entwerfen oder sich überlegen, wie das Bewusstsein für die Bedeutung von Bienen gestärkt werden könnte. Besonders originelle Antworten, die im internationalen Vergleich am seltensten genannt wurden, wurden mit einer hohen Punktzahl belohnt.

Bei der Aufgabe mit dem Bewusstsein für die Wichtigkeit von Bienen wäre zum Beispiel eine häufige Idee, ein Plakat zu gestalten.

Origineller wäre etwa, ein Brettspiel zu entwickeln oder eine Kampagne mit bekannten Influencern auf die Beine zu stellen.

Wie schnitten die deutschen Jugendlichen bei der Studie ab?

Die PISA-Studie wollte im Wesentlichen herausfinden, ob sich die Teenager originelle Ideen einfallen lassen, fremde Ideen weiterdenken und sich verschiedene Ideen zur selben Frage überlegen können.

Als Ergebnis kam heraus, dass 27 Prozent der deutschen Jugendlichen besonders kreativ denken. 22 Prozent der Teens hingegen schafften es kaum, Ideen für einfache visuelle Abbildungen und schriftliche Darstellungen zu entwickeln oder Probleme zu lösen.

Dabei gibt es zum Teil einen Zusammenhang mit der sozialen Herkunft der Jugendlichen. So erzielten in Deutschland die sozioökonomisch begünstigten Schüler mit wohlhabenden und gebildeten Eltern im kreativen Denken elf von insgesamt 60 Punkten mehr als sozioökonomisch benachteiligte Schüler.

Im internationalen Vergleich entsprechen die kreativen Kompetenzen der 5.900 deutschen Schüler im Schnitt ungefähr den durchschnittlichen Ergebnissen in den anderen OECD-Staaten.

Dazu zählen in erster Linie die Länder Europas und Nordamerikas, aber zum Beispiel auch Chile, Japan und Neuseeland. Deutschland steht unter anderem mit Frankreich, Spanien und Israel auf einer Stufe.

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In den OECD-Staaten schnitten die Jugendlichen aus Korea, Kanada, Australien und Neuseeland beim kreativen Denken am besten ab. Im Vergleich aller teilnehmenden Länder belegte Singapur den ersten Platz.

Studie Wie kreativ sind unsere Jugendlichen (1)

Wie entsteht Kreativität?

Den stärksten Zusammenhang der höheren Kreativität stellte das Forschungsteam mit den Kompetenzen fest, die die PISA-Studie in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften testete.

Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass Schüler offensichtlich auch ein kreatives Denken ausprägen, wenn sie lernen, Texte zu verstehen und mathematisches sowie naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden.

Andersherum könnte eine hohe Kreativität aber auch zur Folge haben, dass jemand in Mathematik, Sprachen und den Naturwissenschaften besonders gut ist. Denkbar ist ebenso, dass es einen weiteren Faktor gibt, der beide Fähigkeiten erhöht.

Studien belegen, dass Menschen, die intellektuellen Herausforderungen, neuen Erfahrungen oder ästhetischen Empfindungen offen begegnen, oft auch kreativer denken können.

Die Forscher halten dies für den wichtigsten Faktor bei der Kreativität der Jugendlichen. Allerdings spielte mit der eigenen Überzeugung noch eine zweite Eigenschaft eine wichtige Rolle.

So erzielten die Jugendlichen bessere Ergebnisse, wenn sie davon ausgingen, dass sie die Aufgaben mit ihren vorhandenen Fähigkeiten erfolgreich meistern können.

Ist Kreativität erlernbar?

Das Forschungsteam der PISA-Studie erklärt in seinem Bericht, dass für die Ausbildung des kreativen Denkens im Laufe des Lebens in erster Linie die Mischung aus der eigenen Persönlichkeit und dem Umfeld entscheidend ist.

So werden zum Beispiel Kinder und Jugendliche, die Zugang zu kreativen Aktivitäten haben oder einen Unterricht besuchen, der die Kreativität fördert, mit der Zeit oft kreativer.

Laut einer Metaanalyse, die Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam im Jahr 2023 durchgeführt haben, kann Kreativität gesteigert werden.

Die größte Wirkung erzielen demnach Maßnahmen, durch die die Teilnehmer über mehrere Wochen das Konzept der Kreativität kennenlernen und sich verschiedene Kreativ-Techniken aneignen.

Eine ähnliche Steigerung der Kreativität bewirken auch Meditation und kulturelle Erfahrungen wie Auslandsaufenthalte.

Kreativität lässt sich also gezielt fördern und trainieren. Doch dafür ist kein eigenes Schulfach notwendig. Vielmehr sollten Schüler in jedem Unterrichtsfach die Möglichkeit haben, kreativ zu denken.

Dazu reicht es schon aus, wenn die Lehrer offen für unterschiedliche Ansätze sind und eine Antwort nicht gleich als richtig oder falsch bewerten, sondern auch ungewöhnliche Ideen gemeinsam ausarbeiten.

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Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

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