Warum das Schulsystem respektloses Verhalten begünstigt

Warum das Schulsystem respektloses Verhalten begünstigt

Für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft gehören Respekt und soziale Verantwortung zu den wichtigsten Werten. Doch in unserem Alltag fehlt es oft an Respekt. Das gilt in der Schule und am Arbeitsplatz genauso wie im gesellschaftlichen Umgang miteinander. Ein Faktor in diesem Zusammenhang könnte unser Schulsystem sein. Denn es trägt unbewusst zu Verhaltensweisen bei, die langfristig respektloses Verhalten begünstigen.

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Warum das Schulsystem respektloses Verhalten begünstigt

Schauen wir uns an, warum das so ist!:

Leistung zulasten emotionaler Werte

Eines der größten Probleme unseres Schulsystems ist, dass es den Fokus stark auf Leistung legt. Prüfungen, Noten und der Wettbewerb stehen im Mittelpunkt, während soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Empathie und eben Respekt oft in den Hintergrund rücken.

Schon ab der Grundschule werden Kinder darauf konditioniert, dass gute Noten bedeuten, erfolgreich zu sein. Wie die Kinder miteinander umgehen, wird an vielen Schulen zu wenig beachtet.

Die Folge:

Wenn Kinder lernen, dass letztlich nur ihre Leistung zählt, während die soziale Interaktion bestenfalls eine Nebenrolle spielt, entwickeln sie ein Verhalten, das sich auf Eigeninteresse und Wettbewerb stützt, statt auf Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme.

Zu wenig emotionale Bildung

Obwohl die emotionale Bildung genauso wichtig ist wie die kognitive, wird sie in unserem Schulsystem eher vernachlässigt.

Schulfächer wie Sozialkunde oder Ethik, die das Leben in einer Gemeinschaft thematisieren und das Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen fördern, gelten oft als weniger wichtig.

Schüler:innen befassen sich die meiste Zeit damit, für die klassischen akademischen Fächer wie Deutsch, Mathematik oder die Naturwissenschaften zu lernen. Doch wenn nackte Zahlen und Daten im Vordergrund stehen, bleibt wenig Raum, um Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz, Konfliktlösung oder Achtsamkeit im Umgang miteinander zu entwickeln.

Die Folge:

Fehlt es Kindern an emotionaler Bildung, fällt es ihnen schwer, mit Herausforderungen, Hindernissen und Konflikten umzugehen.

Das kann sich in einem respektlosen Verhalten äußern, erst gegenüber Mitschüler:innen und Lehrkräften, später auch gegenüber Partnern, Kolleg:innen und Vorgesetzten.

Keine Vorbilder im schulischen Umfeld

Respektvolles Verhalten geht oft auf Vorbilder zurück. Für Kinder spielen dabei die Lehrkräfte und die Schulleitungen eine Schlüsselrolle.

Allerdings führen der hohe Leistungsdruck, die Überlastung und andere Baustellen im Schulwesen dazu, dass viele Lehrer:innen gar nicht die Kapazitäten haben, um als positive Vorbilder aufzutreten.

Wirken Lehrkräfte gestresst, distanziert oder überfordert, senden sie unbewusst das Signal aus, dass es in Ordnung ist, sich so zu verhalten. Erschwerend kommt dazu, dass sich manche Lehrer:innen selbst respektlos gegenüber Kolleg:innen, Eltern oder Schüler:innen verhalten.

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Die Folge:

Haben Schüler:innen keine positiven Vorbilder, von denen sie sich einen fairen und respektvollen Umgang abschauen können, übernehmen sie die negativen Verhaltensweisen, denen sie im Alltag begegnen.

Ungleiche Chancen im Schulsystem

Das Schulsystem als solches spiegelt Hierarchien und soziale Ungleichheiten wider. Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen oder wirtschaftlich benachteiligten Haushalten haben oft schlechtere Chancen auf Erfolge in der Schule.

Dadurch kann sich eine Mischung aus Unzufriedenheit, Neid und Frust anstauen, die schließlich in respektloses Verhalten umschlägt.

Der permanente Druck, sich in einem System behaupten und durchsetzen zu müssen, in dem keine Chancengleichheit gegeben ist, zieht oft ein rücksichtsloses Verhalten unter den Schüler:innen nach sich.

Die Folge:

Soziale Ungleichheiten oder Ungerechtigkeiten können dazu führen, dass sich Schüler:innen abgehängt fühlen und minderwertig vorkommen. Aus diesem angestauten Frust kann später ein respektloses Verhalten werden.

Denn das Empfinden von Ungerechtigkeit fördert oft Aggressionen und die Ablehnung von Autoritäten.

Andersherum können sich aber auch Kinder aus besser gestellten Haushalten dazu verleiten lassen, herablassend mit vermeintlich Schwächeren umzugehen.

Warum das Schulsystem respektloses Verhalten begünstigt (1)

Strafen statt positiver Korrekturen

Um unerwünschtes Verhalten abzustellen, setzen die meisten Schulen Strafen ein. Strafarbeiten, Nachsitzen, der Ausschluss vom Unterricht und Aktivitäten oder gar Schulverweise sind nach wie vor die Konsequenzen, die Schüler:innen drohen, wenn sie sich daneben benehmen.

Sinnvoller wäre aber, positives Verhalten zu fördern und soziale Werte zu stärken. Denn Kinder empfinden Strafen oft als ungerecht und demütigend. Statt Verständnis zu zeigen und Werte zu respektieren, entwickeln sie dann eher eine Mir-doch-egal-Einstellung oder eine ablehnende Haltung gegenüber anderen.

Die Folge:

Bestrafung anstelle von Erziehung zu positivem Verhalten führt dazu, dass Schulen ungewollt eine Kultur der Respektlosigkeit begünstigen.

Setzt sich diese fort, haben die Kinder im späteren Leben Probleme damit, Regeln zu akzeptieren, sich Autoritäten unterzuordnen und anderen auf Augenhöhe zu begegnen.

Ergebnis

Die eben genannten Aspekte haben Anteil daran, dass unser Schulsystem in seiner jetzigen Form respektloses Verhalten aufkommen lässt.

Damit sich das ändert, müssen neben der akademischen Bildung auch die soziale und emotionale Bildung mehr Gewicht bekommen.

Empathie, Toleranz und ein faires Miteinander entstehen nicht durch gute Schulnoten, sondern durch Vorbilder, die solche Werte vorleben und fördern.

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Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

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