Warum scheitern so viele an der Führerscheinprüfung?

Warum scheitern so viele an der Führerscheinprüfung?

Wer selbst ein Fahrzeug steuern möchte, braucht einen Führerschein. Doch die Prüfung hat es in sich. Jedes Jahr fallen etliche Prüflinge in Theorie oder Praxis durch. Gleichzeitig steigen die Durchfallquoten seit Jahren stetig. Doch woran liegt das? Warum scheitern so viele an der Führerscheinprüfung? Sind die Prüfungen schwieriger geworden? Oder haben unsere Fähigkeiten nachgelassen?

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Warum scheitern so viele an der Führerscheinprüfung

Hohe Durchfallquoten

Um mobil und unabhängig zu sein, ist vor allem in ländlichen Gegenden der Führerschein kaum verzichtbar. Kein Wunder also, dass viele Leute schon früh in die Fahrschule gehen und zu gegebener Zeit zur Führerscheinprüfung antreten.

Angaben des TÜV-Verbands zufolge nahmen im Jahr 2024 in Deutschland rund 1,6 Millionen Personen an der theoretischen und etwa 1,3 Millionen Personen an der praktischen Führerscheinprüfung teil.

Der überwiegende Teil von ihnen war jünger als 25 Jahre. Doch längst nicht alle Prüflinge konnten sich nach der Prüfung über ihren Führerschein freuen.

Stattdessen fielen 45 Prozent der Fahrschüler bei der Theorie- und 37 Prozent bei der Praxisprüfung durch. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Durchfallquote damit weiter gestiegen.

Gehen wir zehn Jahre zurück, also ins Jahr 2014, waren es nämlich im theoretischen Abschnitt zehn Prozent und im praktischen Teil vier Prozent weniger bestandene Prüfungen.

Auch dass Prüflinge mehrmals durchfallen, kommt öfter vor. Im Jahr 2024 handelt es sich bei 39 Prozent der theoretischen und 31 Prozent der praktischen Prüfungen um erneute Versuche.

Und hier waren die Durchfallquoten sogar noch höher als beim ersten Anlauf. Experten erklären das damit, dass jemandem, der beim ersten Mal durchgefallen ist, die Wiederholungsprüfung genauso oder sogar noch schwerer fällt. Denn jeder gescheiterte Versuch erhöht den mentalen Druck und lässt die Kosten weiter steigen.

Interessant ist, dass das Alter ebenfalls Einfluss auf den Erfolg bei der Führerscheinprüfung zu haben scheint. So schneiden junge Prüflinge deutlich besser ab als ältere.

Während die Prüflinge in der Altersgruppe bis 18 Jahre zu 36 Prozent bei der Theorie und zu 24 Prozent bei der Praxis scheitern, sind es in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen 52 und 34 Prozent.

Dennoch besagen die Zahlen, dass selbst in der Altersgruppe, die am besten abschneidet, mehr als jede Vierte die Prüfung nicht besteht. Woran kann das liegen?

Gestiegene Anforderungen

Dass die Durchfallquoten hoch sind und steigen, liegt keineswegs nur am Unvermögen der Prüflinge. Vielmehr bestätigen Experten, dass die Anforderungen in einigen Bereichen höher geworden sind.

Ein Faktor ist zum Beispiel, dass die Dauer der praktischen Fahrprüfung vor einigen Jahren von 45 auf 55 Minuten verlängert wurde. Doch eine längere Prüfung lässt mehr Raum für Fehler.

Vor allem der Kompetenzbereich „Verkehrsbeobachtung“ bereitet vielen Prüflingen Schwierigkeiten. In der Folge häufen sich die Fehler besonders an Einmündungen und Kreuzungen. Das immer höhere Verkehrsaufkommen lässt die Wahrscheinlichkeit für solche Fehler noch zusätzlich steigen.

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Auch die Theorieprüfung ist schwerer, allein schon wegen des deutlich größeren Umfangs.

Inzwischen umfasst der Katalog über 1.000 mögliche Fragen, Ende der 1990er-Jahre waren es wesentlich weniger. Technische Neuerungen in Autos wie immer komplexere Assistenzsysteme könnten den Fragenkatalog in Zukunft noch erweitern.

Hilfreich wäre es deshalb, wenn schon in der Fahrschule der Wissensstand der Prüflinge regelmäßig beurteilt würde.

Dadurch wäre gewährleistet, dass Fahrschüler erst dann zur Prüfung antreten, wenn sie tatsächlich gut genug vorbereitet sind, und nicht schon, wenn sie die Pflichtzahl an Unterrichtsstunden absolviert haben.

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Betrugsversuche ohne nennenswerte Folgen

Einige Prüflinge haben offenbar einen so großen Bammel vor der Prüfung, dass sie es sicherheitshalber gleich mit Täuschung probieren. Die TÜV-Statistik besagt, dass im Jahr 2024 fast 4.200 Betrugsversuche registriert wurden.

Das entspricht einem Anstieg von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erschreckend dabei ist, wie professionell über die Hälfte der Täuschenden vorgeht.

Mit Dritten zusammenzuarbeiten, den Pass oder Urkunden zu fälschen oder ausgefeilte technische Hilfsmittel einzusetzen, zeugt fast schon von krimineller Energie.

Ernsthafte Konsequenzen müssen die Täuschenden aber kaum fürchten. Denn abgesehen von der Stellvertreter-Täuschung fällt der Betrug in der Führerscheinprüfung in Deutschland noch nicht einmal unter die Ordnungswidrigkeiten.

Dadurch sind auch die drohenden Folgen ziemlich lasch. Theoretisch könnten die Fahrerlaubnisbehörden zwar eine Sperrfrist von bis zu neun Monaten anordnen.

Doch in der Praxis schöpfen sie die maximale Dauer nur in Ausnahmefällen aus. Im Jahr 2022 wurde sogar die Mindestsperrfrist von sechs Wochen nach einem aufgeflogenen Betrugsversuch gestrichen.

Verkehrsexperten sehen solche Entwicklungen kritisch und fordern, dass strafrechtlich relevante Manipulationen konsequent geahndet und Verfahren nicht vorzeitig eingestellt, sondern die rechtlichen Möglichkeiten für scharfe Sanktionen genutzt werden.

Denn nur dann besteht die Chance, dass die Betrugsversuche zurückgehen und folglich die allgemeine Verkehrssicherheit steigt.

Schließlich soll die Führerscheinprüfung ja gerade gewährleisten, dass die Prüflinge über die notwendigen Kenntnisse verfügen, um sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können, ohne sich selbst und andere zu gefährden.

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Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

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