Was ist besser: Lern-App oder Nachhilfelehrer?

Was ist besser: Lern-App oder Nachhilfelehrer?

Jeder Schüler hat Fächer, die ihm besser liegen, und Fächer, die nicht zu seinen Stärken gehören. Und dass sich der Schüler in manchen Fächern mehr anstrengen und mehr Zeit ins Lernen investieren muss als in anderen, ist völlig normal. Doch wenn die Noten trotz aller Bemühungen schlecht sind, kann es durchaus Sinn machen, über Nachhilfe nachzudenken. Doch muss es immer gleich richtige Nachhilfe mit einem echten Nachhilfelehrer sein? Oder leistet nicht vielleicht auch eine Lern-App genauso gute Dienste?

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Was ist besser Lern-App oder Nachhilfelehrer

Wir beleuchten die Vor- und Nachteile beider Varianten:

Die Auswahl einer Lern-App

Das Angebot an Apps, die Schülern Hilfe versprechen, ist mittlerweile riesig. Angefangen bei Apps für einzelne Schulfächer über Vokabeltrainer und Formelsammlungen bis hin zu Lernspielen und Video-Anleitungen ist so ziemlich alles vertreten.

Es gibt Apps, die die wichtigsten Themen aus mehreren Schulfächern für Grundschüler, die Klassen 5 bis 10 oder die gymnasiale Oberstufe bündeln. Andere Apps arbeiten das Schulwissen für einzelne Fächer in Zusammenfassungen, Übungen und Videos auf.

Für Fremdsprachen sind Apps auf dem Markt, die das sogenannte Tandem-Lernen nutzen. Sie bringen Lernpartner zusammen, die sich über die ganze Welt verteilen und die jeweils andere Sprache erlernen möchten.

Möchte ein Schüler aus Deutschland zum Beispiel seine Englisch- oder Französischkenntnisse verbessern, übt er über die App mit einem Schüler, dessen Muttersprache Englisch oder Französisch ist und der seinerseits seine Deutschkenntnisse auf Vordermann bringen will.

Das Lernen selbst erfolgt dann in erster Linie über Text- und Videochats.

Die große Auswahl ist zwar einerseits ein Pluspunkt. Immerhin hat so jeder Schüler die Chance, eine Lern-App ganz nach seinem Geschmack zu finden.

Andererseits ist es gar nicht so einfach, sich einen Überblick zu verschaffen und die richtige Wahl zu treffen. Ratsam ist deshalb, darauf zu achten, dass die Lern-App folgende drei Kriterien erfüllt:

  1. Passend zur Altersstufe: Vor allem bei Apps für Schüler ab der Grundschule bis zur Mittelstufe spielt die Altersangabe eine große Rolle. Denn eine Lern-App, die für jüngere Schüler gedacht ist, könnte ältere Schüler schnell unterfordern. Andersherum können jüngere Schüler mit einer Lern-App für ältere Schüler überfordert sein.
  2. Genaues Feedback mit Erklärungen: Eine gute Lern-App kennzeichnet sich dadurch, dass sie Rückmeldungen mit Erklärungen und weiterführenden Infos liefert. Das ist einerseits wichtig, weil der Schüler verstehen muss, warum er eine Frage falsch beantwortet oder wo er einen Fehler gemacht hat. Allein die Auswertung, ob seine Lösung richtig oder falsch war, nützt ihm wenig. Andererseits helfen die Erklärungen dabei, die neu erlernten Inhalte mit schon vorhandenem Wissen zu verknüpfen.
  3. Verschiedene Schwierigkeitsstufen: Damit es nicht langweilig wird, sollte die Lern-App verschiedene Level haben. Die Level fördern die Motivation, denn sie spornen den Schüler dazu an, bald die nächste Stufe zu erreichen.

Ein kritischer Blick sollte außerdem den Sicherheitseinstellungen in der Lern-App selbst und am Endgerät gelten.

Ein Zugriff auf das Adressbuch und auf Geodaten, aber auch Kontaktmöglichkeiten durch Dritte, unzählige Werbeeinblendungen und ständige Aufforderungen zu In-App-Käufen lassen sich durch entsprechende Einstellungen unterbinden.

Die Vor- und Nachteile einer Lern-App

Lern-Apps werden unter Schülern immer beliebter. Und tatsächlich gibt es gute Gründe, die für das Lernen mit Apps sprechen. Dazu gehört, dass der Schüler immer und überall üben kann. Denn er muss nur das Smartphone oder Tablet, auf dem die Lern-App installiert ist, einschalten und kann direkt loslegen.

Außerdem bereiten Apps den mitunter etwas trockenen und langweiligen Lernstoff spielerisch auf. Multimediale Inhalte vermitteln die Themen auf eine anschauliche und zugleich unterhaltsame Art. Das Lernen wird dadurch abwechslungsreich und macht mehr Spaß.

Ein weiterer Aspekt sind die Kosten. Während klassischer Nachhilfeunterricht ganz schön ins Geld gehen kann, sind Lern-Apps vergleichsweise preiswert. Teilweise werden sie sogar komplett kostenlos zur Verfügung gestellt.

Allerdings stehen den Pluspunkten auch Nachteile gegenüber. Der größte Minuspunkt ist, dass es Apps meist nicht ermöglichen, die Inhalte individuell auf den Bedarf des Schülers abzustimmen. Sie setzen nicht gezielt dort an, wo der Schüler Hilfe braucht, sondern behandeln den Lernstoff im Ganzen.

Hinzu kommt, dass der Schüler mehr Eigendisziplin aufbringen muss. Schließlich gibt es keinen Nachhilfelehrer, der vor Ort ist, unterstützt und kontrolliert. Hat der Schüler keine Lust aufs Lernen, ruft er die App einfach nicht auf. Und wenn der Schüler fleißig lernt, verbringt er durch die Lern-App noch mehr Zeit mit dem Smartphone oder Tablet als ohnehin schon.

Ein weiterer Minuspunkt ist, dass vor allem in kostenlosen Apps oft viel nervige Werbung auftaucht oder ständig Aufforderungen zu In-App-Käufen eingeblendet werden. Die Werbung kann stören und ablenken, während die zusätzlichen Käufe die eigentlich kostenfreie App am Ende ziemlich teuer machen können.

Die Vor- und Nachteile von klassischer Nachhilfe

Wie bei den Lern-Apps gibt es auch beim herkömmlichen Nachhilfeunterricht Plus- und Minuspunkte. Der größte Vorteil ist, dass die Nachhilfe individuell auf den Schüler zugeschnitten ist.

Zusammen mit dem Nachhilfelehrer bearbeitet er gezielt die Inhalte und Themen, die ihm die größten Probleme bereiten. Auch wenn es darum geht, sich auf eine anstehende Klassenarbeit oder Prüfung vorzubereiten, kann der Nachhilfelehrer weiterhelfen.

Ein weiterer Pluspunkt ergibt sich daraus, dass ein Nachhilfelehrer da ist. Denn er kann ein direktes Feedback geben, die Lernfortschritte nachvollziehen und einen Plan fürs weitere Lernen vorschlagen. Außerdem kann er die Inhalte auf verschiedene Arten und in unterschiedlichen Worten erklären, wenn der Schüler etwas nicht gleich auf Anhieb versteht.

Findet der Nachhilfeunterricht in einer Gruppe statt, trifft der Schüler auf Gleichgesinnte. Mit ihnen kann er sich austauschen. Oft motiviert das gemeinsame Lernen zudem zu besseren Leistungen und mehr Engagement, als alleine für sich mit einem technischen Gerät zu üben.

Ein Nachteil ist aber, dass sich der Schüler an Termine halten muss. Kommt der Nachhilfelehrer nicht nach Hause, muss der Schüler außerdem am jeweiligen Ort erscheinen.

Als weiterer Minuspunkt kommen die Kosten dazu. Nachhilfe wird meist pro Stunde abgerechnet, seltener gibt es pauschale Angebote. Einzelunterricht ist teuer als Gruppenunterricht. So oder so kostet klassische Nachhilfe aber deutlich mehr als eine Lern-App.

Was ist besser: Lern-App oder Nachhilfelehrer?

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Eine Lern-App kann das Lernen unterstützen und für eine willkommene Abwechslung im Lernalltag sorgen. Allerdings kann sie keine individuelle Betreuung leisten.

Außerdem stimmen die Inhalte der App nicht immer mit den Lernzielen in der Schule überein. Im Unterschied zur App kann ein Nachhilfelehrer gezielt auf die Bedürfnisse des Schülers eingehen und direkt auf Verständnisprobleme reagieren.

Möchte der Schüler selbst etwas für die Schule tun und sein Wissen überprüfen oder vertiefen, ist eine Lern-App zweifelsohne eine tolle Sache. Klassischen Nachhilfeunterricht kann sie jedoch letztlich nur ergänzen, aber nicht komplett ersetzen.

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Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

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