Vorzeitige Einschulung – was ein Kind können muss

Vorzeitige Einschulung – was ein Kind dafür schon können muss

Nähert sich der sechste Geburtstag des Sprösslings, stellt sich für die Eltern allmählich die Frage, ob und wann ihr Kind eingeschult werden soll. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist der sogenannte Einschulungsstichtag. Dieser wird von den Schulen festgelegt, in den meisten Bundesländern ist es der 30. Juni. Feiert ein Kind seinen sechsten Geburtstag vor dem Einschulungsstichtag, tritt es mit Beginn des nächsten Schuljahres seine Schullaufbahn an.

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Wird ein Kind nach dem Einschulungsstichtag, aber noch im selben Jahr sechs Jahre alt, muss es erst ab dem nächsten Schuljahr in die Schule gehen. Allerdings können sich die Eltern auch für eine vorzeitige Einschulung aussprechen.

Da das Kind auf Wunsch der Eltern die Schule schon früher besuchen kann, wird von einem sogenannten Kann-Kind gesprochen. Ob eine vorzeitige Einschulung möglich und sinnvoll ist, hängt dann davon ab, ob bei dem Kind eine ausreichende Schulreife gegeben ist.

Vorzeitige Einschulung – was ein Kind dafür schon können muss

Um einschätzen zu können, ob ein Kind schulreif ist oder ob nicht, werden verschiedene Kriterien zugrunde gelegt. Dabei gliedern sich die geforderten Eigenschaften und erwarteten Fähigkeiten in drei Gruppen, nämlich in körperliche Voraussetzungen sowie in geistige und in soziale Kompetenzen. Konkret sollte ein Kind für eine vorzeitige Einschulung folgenden Anforderungen gerecht werden:

Körperliche Entwicklung
Das Kind ist insgesamt in einer guten gesundheitlichen Verfassung.
Seine Körpergröße entspricht dem altersgerechten Durchschnitt.
Das Kind kann rückwärts laufen, auf einem Bein hüpfen, balancieren und einen Ball werfen und auffangen.
Die Feinmotorik ist dem Alter entsprechend ausgeprägt. Das Kind kann also beispielsweise einfache Formen nachmalen, Bilder ausmalen, leichte Bastelarbeiten durchführen, mit Schere und Stift umgehen, eine Schleife binden oder Knöpfe öffnen und schließen.
Das Kind kann sich alleine an- und ausziehen.
Das Kind geht selbstständig auf die Toilette.

Geistige Kompetenzen
Das Kind kann eine Stunde lang auf seinem Stuhl sitzen bleiben und sich mindestens 20 Minuten konzentriert und aufmerksam mit einem Thema beschäftigen.
Das Kind kann ganze Sätze formulieren und spricht verständlich. Es kann anderen zuhören und versteht, was sie sagen.
Das Kind kann seinen Namen, seine Adresse und sein Alter nennen.
Das Kind kann sich einfache Liedtexte oder Reime merken und kurze, schlichte Geschichten fehlerfrei nacherzählen.
Das Kind kann Grundformen und -farben erkennen, benennen und voneinander unterscheiden. Außerdem kann es zwischen rechts und links sowie unten und oben unterscheiden.
Das Kind kann bis zehn zählen, kleine Mengen erfassen und in Zahlen ausdrücken und verschiedene Gegenstände nach Größe oder Form sortieren.
Das Kind merkt sich einfache Aufgaben, bringt gestellte Aufgaben zu Ende, entwickelt eigene Ideen und kann Abläufe in einfacher Struktur alleine gliedern (also beispielsweise erst das, dann das).

Soziale Kompetenzen
Das Kind ist so selbstständig, dass es ein paar Stunden lang ohne seine Eltern auskommt.
Das Kind kennt und versteht Verhaltens- und Gesprächsregeln und kann diese akzeptieren und einhalten.
Das Kind findet sich in einer Gruppe zurecht, kann sich aber auch einmal mindestens 15 Minuten lang alleine beschäftigen.
Das Kind nimmt seine eigenen Bedürfnisse wahr und kann sie äußern. Es hat aber auch gelernt, abzuwarten, Bedürfnisse zurückzustellen und Kompromisse einzugehen.
Das Kind kann Enttäuschungen aushalten und lässt sich trotz Ärger oder Freude nicht allzu sehr von seinen Aufgaben ablenken.
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Natürlich erwartet niemand, dass ein Kind perfekt ist. Und selbstverständlich muss ein Kind nicht alle Kriterien zu 100 Prozent erfüllen. Schließlich kommt es in die Schule, um dort vieles erst zu lernen. Je mehr Voraussetzungen das Kind erfüllt, desto einfacher wird es es aber haben, sich im Schulalltag zurechtzufinden. Andersherum macht es keinen Sinn, ein Kind einzuschulen, wenn es einfach noch nicht so weit ist.

Nun fällt es Eltern allerdings nicht immer ganz leicht, ihr Kind objektiv einzuschätzen. In diesem Fall bietet sich ein Eignungstest an. Eine ausgebildete Fachkraft bespricht dann die Testergebnisse mit den Eltern. Interessieren sich die Eltern für einen Eignungstest, können sie sich an eine Schule oder auch an das örtliche Gesundheitsamt wenden. Dort werden ihnen geeignete Stellen genannt.

Eine vorzeitige Einschulung sollte gut überlegt sein!

Viele Pädagogen und Psychologen sind der Meinung, dass es jüngeren Kindern schwerer fällt, sich in die Schulklasse zu integrieren, als älteren Kindern. Ein Grund hierfür ist, dass das Alter in der Kindheit eine große Rolle spielt. Oft sind es die älteren, größeren und deshalb oft körperlich auch stärkeren Kinder, die den Ton angeben, während sich die Kleinen mehr oder weniger unterordnen. Studien haben außerdem gezeigt, dass Kinder, die vorzeitig eingeschult wurden, fast doppelt so oft ein Schuljahr wiederholen müssen wie regulär eingeschulte Kinder.

Ein frühes Negativerlebnis ist für Kinder oft nur schwer zu verarbeiten und wirkt sich deutlich auf das Selbstbewusstsein aus. Für Kinder ist es eine wesentlich größere Belastung, langfristig zu den Klassenschlechtesten zu gehören oder schlimmstenfalls eine Ehrenrunde zu drehen, als ein Jahr länger im Kindergarten zu bleiben. Generell sollte es übrigens keineswegs als Strafe oder Herabsetzung des Kindes verstanden werden, wenn keine ausreichende Schulreife bescheinigt wird.

Ein weiteres Jahr im Kindergarten ist vielmehr ein Chance, die vorhandenen Defizite spielerisch auszugleichen. Zudem kann das Kind so ein Jahr länger Kind bleiben, bevor es sich dann dem Ernst des Schulalltags stellen muss. Andererseits gibt es natürlich Kinder, die in ihrer Entwicklung schon früh so weit sind, dass sie die Schule problemlos meistern. Eltern sollten also genau abwägen und in Absprache mit dem Kind und Fachkräften entscheiden, ob eine vorzeitige Einschulung sinnvoll ist oder ob nicht.

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Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

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