Was verbirgt sich hinter einer Schul-Mediation bzw. Peer-Mediation?
An einer Schule treten immer wieder Streitigkeiten und Konflikte auf. Dies ist völlig normal und oft klärt sich die Situation von selbst. Manchmal kommt es aber auch dazu, dass ein Konflikt eskaliert. Um die Streithähne an einen Tisch zu bringen und den Streit zu schlichten, ohne dabei gleich mit ernsthaften Ordnungs- und Erziehungsmaßnahmen durchgreifen zu müssen, wird seit einiger Zeit zunehmend zu einer sogenannten Mediation geraten.
Was sich dahinter verbirgt und wie ein solches Verfahren abläuft,
erklärt der folgende Beitrag:
Inhalt
Was ist eine Mediation?
Das Wort Mediation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt soviel wie Vermittlung. Bei einer Mediation handelt es sich um ein Verfahren, das darauf abzielt, einen Konflikt zu vermeiden oder einvernehmlich zu lösen. An diesem strukturierten Verfahren nehmen drei Parteien teil.
Zum einen sind dies die beiden Konfliktparteien. Sie werden als Medianden bezeichnet. Zum anderen gibt es den Mediator. Er ist eine dritte Person, die nicht in den Konflikt verwickelt ist und den Medianden unparteiisch gegenübersteht. Der Mediator fungiert als eine Mischung aus Moderator und Vermittler. Er begleitet das Gespräch und unterstützt die Konfliktparteien dabei, eine Lösung zu finden, die die Interessen und Bedürfnisse beider Medianden berücksichtigt.
Das Konzept der Mediation hat seine Wurzeln in den USA. Hier wurden Techniken, Methoden und Instrumente entwickelt, die ein Mediator gezielt einsetzen kann, um den Konfliktparteien eine Hilfestellung bei den Klärungs- und Lösungsprozessen zu bieten.
In der Schule kann die Mediation das Klima spürbar verbessern. Schüler müssen sich nicht mehr unbedingt an Lehrer oder Eltern wenden, wenn Probleme mit Mitschülern auftauchen. Dadurch sinkt die Angst davor, dass der Konflikt nur noch schlimmer wird, weil ein Schüler gepetzt hat. Gleichzeitig lernen die Schüler, dass Gespräche eine Lösung bringen können und körperliche Gewalt weder notwendig noch sinnvoll ist.
Was verbirgt sich hinter einer Schul- bzw. Peer-Mediation?
Im Zusammenhang mit einer Schulschlichtung wird auch von einer Peer-Mediation gesprochen. Peer ist das englische Wort für gleichaltrig oder gleichrangig. Als pädagogisches Konzept basiert die Peer-Mediation auf der Annahme, dass Gleichaltrige leichter, schneller und besser ins Gespräch miteinander kommen. Zudem ist das Verständnis untereinander oft größer, denn Schüler aus einer Altersgruppe kennen die typischen Problemstellungen und Konfliktpunkte.
Im Deutschen wird die Peer-Mediation mitunter Streitschlichtung genannt. Dieser Ausdruck ist zwar nicht falsch, denn bei der Peer-Mediation geht es darum, Konflikte aufzuarbeiten oder beizulegen. Allerdings fehlt der Aspekt, dass die Schüler diejenigen sind, die sich selbst und eigenverantwortlich um die Lösungen bemühen. Außerdem zielt die Peer-Mediation nicht nur auf Konfliktlösungen ab.
Stattdessen möchte das pädagogische Konzept unter anderem auch erreichen, dass
· die Schüler mehr Eigenverantwortung übernehmen.
· die Konfliktfähigkeit, die gegenseitige Toleranz und die Entwicklung eines Rechtsbewusststeins gefördert werden.
· die Schüler Mittel und Wege kennenlernen, die es ihnen ermöglichen, Konflikte durch Gespräche und mit Vernunft, statt mit körperlicher Gewalt, zu lösen.
· die Schüler soziale Kompetenzen erwerben, indem sie die Rolle des Streitschlichters lernen und übernehmen.
· das Klima an der Schule positiv beeinflusst wird
Wer kann zu einem Mediator werden?
Bevor an einer Schule Peer-Mediationen stattfinden können, sind zwei vorbereitende Schritte notwendig. Der erste Schritt besteht darin, dass einige Lehrkräfte einen Kurs absolvieren, der die Peer-Mediation zum Thema hat. Im zweiten Schritt finden Workshops statt, in denen Schüler zu Mediatoren ausgebildet werden.
Diese Schulung übernehmen die Lehrkräfte, die auch dafür zuständig sind, die Mediatoren später zu betreuen und die Schlichtungsverfahren an der Schule zu koordinieren. Insgesamt ist die Peer-Mediation ein Modell, das leicht zu erlernen und recht unkompliziert zu handhaben ist. Dennoch erfordert es methodisches Wissen.
So müssen die Streitschlichter beispielsweise lernen, aktiv zuzuhören und die richtigen Impulse zu geben, um das Gespräch zwischen den Konfliktparteien voranzubringen. Genauso wichtig ist aber auch, dass die Streitschlichter sicher auftreten und mit den Konfliktparteien umzugehen wissen. Ansonsten gilt, dass prinzipiell jeder Schüler zum Mediator ausgebildet werden kann, der dies gerne möchte.
Die Peer-Mediation versteht sich als ein freiwilliges Verfahren und so können und sollen auch die künftigen Mediatoren ihre Rolle freiwillig übernehmen.
Wie läuft ein Schlichtungsverfahren ab?
Ist ein Konflikt entstanden, wendet sich der betroffene Schüler an einen Mediator. Der Mediator arrangiert daraufhin einen Gesprächstermin, an dem beide Konfliktparteien teilnehmen. Eltern und Lehrer bleiben normalerweise außen vor. Eine Ausnahme gilt dann, wenn es sich um einen problematischen Fall handelt oder es um einen Streit zwischen älteren Schülern geht.
Hier übernimmt entweder ein Lehrer die Mediation oder ein Lehrer und ein Schüler treten gemeinsam als Mediatoren auf. Bei dem Gespräch schildern die beiden Konfliktparteien ihre Sicht der Dinge. Anschließend versuchen die Medianden und der Mediator gemeinsam, eine Lösung zu erarbeiten, mit der beide Konfliktparteien gut leben können. Das Ziel besteht letztlich darin, den Konflikt beizulegen und gleichzeitig beide Konfliktparteien als Gewinner aus der Situation zu entlassen. Es soll also keine Lösung gefunden werden, durch die sich der eine als Sieger und der andere als Verlierer fühlt.
Stattdessen soll die Lösung gemeinsam erarbeitet und einvernehmlich sein. Um das Ergebnis festzuhalten, wird die erzielte Einigung meist in einer Art Vertrag vereinbart.
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Thema: Was verbirgt sich hinter einer Schul-Mediation bzw. Peer-Mediation?
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