Wie sollten Eltern auf den blauen Brief der Schule reagieren?

Wie sollten Eltern auf den blauen Brief der Schule reagieren?

Der berühmt-berüchtigte blaue Brief ist zwar gar nicht blau. Trotzdem wissen der Schüler und die Eltern, dass der Brief nichts Gutes ankündigt. Denn die schulischen Leistungen sind so schlecht, dass die Versetzung gefährdet ist. Doch wie sollten die Eltern auf den blauen Brief der Schule reagieren? Wir geben Tipps!

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Wie sollten Eltern auf den blauen Brief der Schule reagieren

Was ist ein Blauer Brief?

Wenn die Versetzung gefährdet ist, erhalten die Eltern (oder der volljährige Schüler selbst) eine Benachrichtigung. Diese Mitteilung wird umgangssprachlich als Blauer Brief bezeichnet.

Der Name geht darauf zurück, dass im 18. Jahrhundert königliche Anordnungen oft so verpackt und versiegelt werden mussten, dass der Inhalt von außen nicht einsehbar war. Um das zu erreichen, wurde Papier verwendet, das aus Lumpen hergestellt wurde.

Und weil es sich bei den Lumpen oft um ausgemusterte Uniformen handelte, die seinerzeit preußisch Blau waren, entstanden blaue Umschläge.

Heute wird Papier anders hergestellt und blaues Papier muss eigens eingefärbt werden. Dadurch sind blaue oder generell farbige Briefumschläge in der Herstellung teurer. Aus diesem Grund kommt der blaue Brief inzwischen in einem ganz normalen Kuvert daher.

Wann gibt es den blauen Brief?

In Deutschland werden die Eltern mit dem blauen Brief darüber informiert, dass ihr Kind wahrscheinlich sitzenbleiben wird. Das ist meistens der Fall, wenn der Schüler zwei Fünfen oder eine Sechs im Zeugnis hat. Allerdings ist Schule in Deutschland Ländersache, weshalb es unterschiedliche Regelungen gibt.

So ist es in manchen Bundesländern möglich, Fünfen mit guten Noten in anderen Schulfächern auszugleichen. In anderen Bundesländern geht das nicht. Außerdem spielt oft eine Rolle, ob Haupt- oder Nebenfächer von den schlechten Leistungen betroffen sind.

Das Pendant zum blauen Brief in Deutschland ist in Österreich die sogenannte Frühwarnung. Damit teilt die Schule mit, dass der Schüler vermutlich eine Fünf im Zeugnis haben wird. Die Fünf ist die schlechteste Note im österreichischen Schulsystem.

Allgemeingültige Fristen für den blauen Brief gibt es nicht. Es hängt von der Schule selbst ab, wann sie die Benachrichtigung verschickt. Meistens trudelt sie aber rund zwei Monate vor der Zeugnisvergabe ein.

Andersherum ist die Versetzung nicht automatisch sicher, bloß weil die Eltern keinen blauen Brief bekommen haben. In den Schulgesetzen ist festgelegt, dass die Schulen nicht verpflichtet sind, frühzeitig schriftlich auf die gefährdete Versetzung hinzuweisen. Ist eine Fünf oder Sechs sachlich begründet, kann sie auch ohne ausdrückliche Vorwarnung im Zeugnis stehen.

Wie sollten die Eltern auf den blauen Brief aus der Schule reagieren?

Der blaue Brief ist zunächst einmal nur ein warnender Hinweis. Seine Aufgabe ist, die Eltern rechtzeitig zu informieren. Meist bleibt noch genug Zeit, um den Schüler wachzurütteln und Maßnahmen zu ergreifen, die die schlechte Note und die Ehrenrunde verhindern.

Andererseits ist es nicht schlimm, wenn ein Schüler eine Klasse wiederholt. Ganz im Gegenteil kann es einem Kind sehr guttun, wenn es den Schulstoff in aller Ruhe aufholen kann, statt jedes Schuljahr aufs Neue um die Versetzung zu zittern.

Ein blauer Brief ist zwar nicht schön, aber auch kein Grund, um in Panik zu geraten. Wir geben Tipps, wie die Eltern weiter vorgehen sollten:

Ruhig bleiben

Zunächst einmal ist wichtig, dass die Eltern gelassen und besonnen mit der Mitteilung umgehen. Der blaue Brief ist eine Warnung, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Daher sollten die Eltern ihn einfach zur Kenntnis nehmen und tief durchatmen.

Oft kommt ein blauer Brief nicht aus heiterem Himmel. Vielmehr wissen die Eltern ohnehin, dass und in welchen Fächern es Probleme gibt. Wenn die Eltern ausflippen, bringt das niemanden weiter.

Mut machen

Auch für den Schüler ist der blaue Brief nichts Schönes. Das Kind ist verunsichert, vielleicht schämt es sich. Verfallen die Eltern in Schimpftiraden, erhöhen sie den Druck oder geben sie sich verzweifelt, machen sie die Situation nur schlimmer.

Wichtig ist, dass die Eltern dem Kind Rückhalt geben. Das Kind muss spüren, dass die Zuneigung nicht von den schulischen Erfolgen abhängt und es in Ordnung ist, kein Einser-Schüler zu sein. Die Eltern sollten vermitteln, dass sie die Sache gemeinsam mit ihrem Kind durchstehen und eine Lösung finden werden.

Den Lehrer kontaktieren

Im blauen Brief werden die Eltern in aller Regel dazu aufgefordert, sich mit dem Lehrer in Verbindung zu setzen. Dieser Aufforderung sollten sie auch zeitnah nachkommen.

Der Lehrer kennt die Sachlage und kann einschätzen, welche Schritte jetzt sinnvoll sind. Reicht es, wenn der Schüler im Unterricht besser mitarbeitet und seine Hausaufgaben sorgfältiger erledigt? Genügt es, gewisse Lücken zu schließen? Kann der Schüler die Note mit einer zusätzlichen Hausarbeit oder einem Referat verbessern? Ist Nachhilfe notwendig? Hinkt der Schüler so hinterher, dass es für ihn besser wäre, das Schuljahr zu wiederholen?

Solche Fragen können die Eltern mit dem Lehrer besprechen. Dabei sollten sie nicht bis zum nächsten Elternsprechtag warten, sondern möglichst schnell einen Termin vereinbaren.

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Gründe, Maßnahmen und Folgen besprechen

Die Eltern sollten sich mit ihrem Kind zusammensetzen und nach den Gründen für die schlechten Noten suchen. Dabei geht es aber nicht um Vorwürfe, das Ziel ist ein offenes und ehrliches Gespräch. Ist die Note letztlich nur Faulheit geschuldet? Liegt dem Kind das Fach einfach nicht? Kann sich das Kind schlecht konzentrieren? Belastet das Kind etwas, hat es vor etwas Angst oder wird es gar gemobbt?

Ist die Ursache ermittelt, können die Eltern mit dem Kind beschließen, was nun zu tun ist. So können sie zum Beispiel einen Lernplan aufstellen und in den nächsten Wochen verstärkt üben.

Auch eine Lerngruppe mit Mitschülern oder Nachhilfe kann die richtige Lösung sein. Aber genauso kann die Entscheidung lauten, eine schlechte Note hinzunehmen, weil die Lücken einfach zu groß sind, um auf die Schnelle noch etwas zu retten.

Neben den Maßnahmen sollten auch die möglichen Folgen ein Thema sein. Setzt das Kind alles daran, um das Ruder noch einmal umzureißen? Tritt es eventuell im Herbst zu einer Nachprüfung an? Ist es die beste Lösung, das Schuljahr zu wiederholen oder die Schule zu wechseln?

Im Familien- oder Freundeskreis gibt es bestimmt jemanden, der einmal sitzengeblieben ist. Damit ist ein gutes Beispiel vorhanden, dass die Welt davon nicht untergeht und beruflicher Erfolg trotzdem möglich ist.

Zudem braucht nicht jedes Kind Abitur. Vielleicht blüht das Kind erst so richtig auf, wenn es auf die Realschule oder eine andere Schule geht, weil der Lernstoff dort seinen Interessen viel näher kommt.

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Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

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