Irrtümer und Tipps zum Radfahren lernen mit Kindern, 2. Teil
Das Radfahren ist für viele Kinder ein großer und wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Deshalb lassen sie sich meist auch dafür begeistern, das Anfahren und Bremsen zu üben, die Balance auf dem Gefährt zu trainieren und sich mit Verkehrsregeln auseinanderzusetzen. Andererseits gibt es etliche Gerüchte und Halbwahrheiten dazu, wie das Radfahren lernen mit Kindern am besten klappt und umgesetzt werden sollte.
In einem zweiteiligen Beitrag stellen wir deshalb einige weit verbreitete Irrtümer richtig und geben Eltern Tipps an die Hand. Nachdem wir uns im 1. Teil mit den Irrtümern befasst haben, kommen nun, im 2. Teil, die Tipps!:
Inhalt
Tipp 1: Früh mit der Vorbereitung beginnen
Das Laufrad und der Tretroller helfen kleinen Kindern dabei, ein Gefühl fürs Gleichgewicht zu entwickeln. Das Dreirad, ein Rutschauto und ähnliche Gefährte sind ein gutes Training für die Koordination.
Deshalb macht es durchaus Sinn, schon früh die Weichen für das spätere Radfahren zu stellen.
Denn wenn Kinder von klein auf immer wieder neue Fahrzeuge kennenlernen, beim Fahren auch mal hinfallen und sich nebenbei motorische Fähigkeiten aneignen, fällt der Umstieg aufs Fahrrad umso leichter.
Wann der richtige Zeitpunkt ist, um das Radfahren zu lernen, ist pauschal schwer zu sagen. Generell gilt, dass ein Kind mit dem Fahrradfahren starten kann, wenn es in der Lage ist, längere Zeit auf einem Bein zu stehen. Manche empfehlen das Grundschulalter für den Einstieg, andere bereits das Kindergartenalter.
Die Eltern sollten hier auf ihr Bauchgefühl vertrauen und vor allem darauf achten, ob das Kind signalisiert, dass es das Radfahren lernen möchte.
Tipp 2: Die passende Ausrüstung bereitstellen
Zunächst einmal braucht das Kind ein geeignetes Fahrrad. Wichtig dabei ist, dass das Kinderfahrrad weder zu klein noch zu groß ist. Beides macht es dem Kind unnötig schwer, das Radeln zu lernen und das Gefährt zu beherrschen.
Das Fahrrad sollte eher breite Reifen, einen geschlossenen Kettenschutz und einen Aufprallschutz am Lenker haben. Von Stützrädern raten Experten inzwischen ab.
Eine Gangschaltung ist bei einem Kinderfahrrad überflüssig. Zum Fahren ist sie nicht notwendig, könnte das Kind aber dazu verleiten, damit herumzuspielen und sich ablenken zu lassen.
Für Kinder bis zu einem Alter von etwa sieben Jahren sollte es deshalb besser ein einfaches Fahrrad ohne Gangschaltung sein. Was für Kinder aber hilfreich ist, ist eine Rücktrittbremse. Damit kommen sie oft besser zurecht als mit Bremsen nur am Lenker.
Um die richtige Größe und Höhe zu ermitteln, helfen zwei einfache Tests:
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Das Kind legt seinen Ellenbogen am Ende des Sattels an und streckt seinen Unterarm waagerecht nach vorne. Das Fahrrad hat die richtige Größe, wenn die Fingerspitzen den Lenker berühren.
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Sitzt das Kind auf dem Fahrrad, muss es mit der Ferse das Pedal und mit den Zehenspitzen den Boden berühren, wenn es sein Bein ausstreckt. Klappt das, ist der Sattel in der richtigen Höhe eingestellt.
Die Einstellungen sollten regelmäßig überprüft werden. Schließlich wachsen Kinder vergleichsweise schnell und schon wenige Zentimeter können einen großen Unterschied ausmachen.
Zur Ausstattung gehört außerdem ein Fahrradhelm unbedingt dazu. Anders als zum Beispiel in Österreich gilt in Deutschland zwar keine Helmpflicht für Radfahrer, weder für Erwachsene noch für Kinder.
Aber bei einem Sturz kann der Helm schwere Kopfverletzungen vermeiden und so zum Lebensretter werden. Am besten gehen die Eltern mit gutem Beispiel voran und ziehen ebenfalls einen Helm auf.
Tipp 3: Das Radfahren Schritt für Schritt beibringen
Ein großer, leerer Parkplatz, eine lange und breite Hofeinfahrt oder eine verkehrsberuhigte Straße sind optimal geeignet, um das Radfahren zu lernen und zu üben. Für einen Anfänger ist das Radeln aber komplexer, als es jemandem, der Radfahren kann, vielleicht bewusst ist.
Sinnvoll ist deshalb, die verschiedenen Abläufe nacheinander zu üben:
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Zunächst sollte das Kind lernen, auf- und abzusteigen. Dabei sollte der Sattel so eingestellt sein, dass das Kind mit beiden Füßen den Boden erreicht, wenn es auf dem Fahrrad sitzt.
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Für ein gutes Gleichgewicht müssen der Oberkörper, der Kopf und der Blick nach vorne gerichtet sein. Das Kind sollte sich deshalb von Anfang an angewöhnen, geradeaus zu schauen. Die Eltern sollten darauf achten, dass das Kind nicht auf den Boden, nach hinten oder auf seine Füße schaut.
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Klappt das Auf- und Absteigen, kann sich das Fahrrad zum ersten Mal in Bewegung setzen. Dabei sollte das Kind zunächst nur rollen und beide Beine ausgestreckt über dem Boden halten. Gut ist, wenn die Übungsstrecke leicht abschüssig ist. Funktioniert das Rollen, fangen die meisten Kinder instinktiv an, die Pedale zu benutzen.
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Bevor das Kind mit seinem Fahrrad zu schnell wird, sollte das Bremsen geübt werden. Am besten gewöhnt sich das Kind an, nur mit dem Hinterrad oder mit beiden Rädern gleichzeitig zu bremsen. Bremst es nur das Vorderrad, besteht die Gefahr, sich mit dem Fahrrad nach vorne zu überschlagen.
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Als Letztes ist das Anfahren an der Reihe. Dazu sollten die Eltern wissen, welcher Fuß der stärkere ist. Das lässt sich herausfinden, wenn das Kind mit einem Ball spielt. Der stärkere Fuß ist der, mit dem das Kind den Ball kickt. Die Pedale dann so einstellen, dass das Pedal des starken Fußes nach vorne und etwas nach oben zeigt, während das andere Pedal unten ist. Der starke Fuß steht auf dem Pedal, der schwache Fuß bleibt auf dem Boden. Um loszufahren, stößt sich das Kind mit dem schwachen Fuß vom Boden ab, während der starke Fuß das Pedal nach unten tritt.
Vor allem beim Anfahren sollten die Eltern das Fahrrad hinten am Gepäckträger halten. Sie können auch leicht anschieben und ein paar Schritte mitlaufen. Danach sollten sie das Fahrrad aber loslassen und nicht hinterherlaufen. Denn das würde das Kind nur dazu verleiten, sich nach hinten zu orientieren, statt nach vorne zu schauen.
Nach spätestens 15 Minuten sollte eine Übungseinheit enden. Sonst wird es für das Kind zu anstrengend und die Lust geht verloren. Zudem müssen sich die Eltern in Geduld üben.
Oberlehrerhafte Belehrungen sollten sie sich verkneifen, auch wenn sie einen Ablauf schon unzählige Male erklärt und geübt haben. Manchmal dauert es eben länger, bis es sitzt.
Tipp 4: Die ersten Fahrten wagen
Klappt das Radfahren schon gut, wird es Zeit für die ersten richtigen Fahrten und Ausflüge. Davor sollten die Eltern noch einmal die wichtigsten Verkehrsregeln mit dem Kind durchsprechen.
Die Fahrten können sie nutzen, um zu üben, das Tempo vor Ampeln und Kreuzungen rechtzeitig zu reduzieren und an Haltelinien stehenzubleiben. Die Eltern sollten immer im Hinterkopf haben, dass sie Vorbilder sind.
Wenn sie sich richtig und ordnungsgemäß im Straßenverkehr verhalten, wird das Kind ihrem Beispiel folgen.
Bleibt noch die Frage, wer wo fährt. Hier gilt: Fahren beide Elternteile mit, fährt das Kind in der Mitte, also zwischen ihnen. Ist nur ein Elternteil mit dem Kind unterwegs, fährt das Kind vorne und der Erwachsene dahinter.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Irrtümmer und Tipps zum Radfahren lernen mit Kindern, 1. Teil
- Infos und Tipps zu Sport für Kinder
- Infos und 12 Tipps zum Lesen lernen, Teil 3
- Infos und 12 Tipps zum Lesen lernen, Teil 2
- Infos und 12 Tipps zum Lesen lernen, Teil 1
- 5 bewährte Lerntechniken
- 10 Tipps zum Auswendiglernen, Teil 2
- 10 Tipps zum Auswendiglernen, Teil 1
Thema: Irrtümer und Tipps zum Radfahren lernen mit Kindern, 2. Teil
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