Studieren ohne Abitur?

Studieren ohne Abitur?

Nach ein paar Jahren im Berufsleben wächst mitunter der Wunsch, ein Studium anzufangen. Entweder, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, oder um sich beruflich noch einmal komplett neu zu orientieren.

Anzeige

Vielleicht soll sich durch den späten Weg an die Uni auch ein Lebenstraum erfüllen. Aber geht das überhaupt? Vor allem, wenn gar kein Abitur vorhanden ist?

Vom Klassenzimmer mit dem Abi in der Tasche direkt in den Hörsaal: Dieser Weg ist nicht für jeden die optimale Lösung. Viele möchten nach der Schulzeit auf eigenen Beinen stehen, andere wollen oder müssen erst einmal Geld verdienen.

Außerdem hat so mancher Schüler genug davon, über Büchern zu sitzen und sich mit Theorie herumzuplagen. Stattdessen möchte er endlich richtig arbeiten und sich mit der Praxis beschäftigen. Oft fällt deshalb noch während der Schulzeit die Entscheidung, dass es nach dem Abschluss in eine Berufsausbildung gehen soll.

Doch was ist, wenn irgendwann später doch der Wunsch nach einem Studium erwacht? Wenn es der Arbeitnehmer bereut, die Schule seinerzeit mit einem Hauptschulabschluss oder der mittleren Reife verlassen und sich für eine Ausbildung entschieden zu haben? Oder wenn er an einem Punkt im Berufsleben angekommen ist, an dem er für sich keine Perspektive mehr sieht und noch einmal neu durchstarten möchte?

Die gute Nachricht lautet: Auch nach einigen Jahren im Job kann der Weg noch an die Uni führen. Und in Deutschland gibt es dabei zwei Möglichkeiten. Die erste Variante ist, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen.

In diesem Fall würde der Arbeitnehmer erst einmal sein Abitur machen und dann, mit dem Abi in der Tasche, sein Studium beginnen. Die zweite Variante ist das Studieren ohne Abitur. Dieser sogenannte dritte Bildungsweg ist für Arbeitnehmer mit beruflicher Qualifikation möglich. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, ist aber von Bundesland zu Bundesland verschieden.

 

Studieren ohne Abitur – auf dem dritten Bildungsweg

Mit dem Abitur, also der allgemeinen Hochschulreife, und der Fachhochschulreife wird die Zugangsberechtigung zur Hochschule erworben. Wer einen solchen Abschluss in der Tasche hat, kann an einer Uni oder eine Fachhochschule studieren. Doch auch ohne Abitur ist ein Studium möglich. Dafür braucht der angehende Student einen anerkannten Berufsabschluss und mehrjährige Berufserfahrung.

Hat der Arbeitnehmer die Meisterprüfung abgelegt, hat er in Sachen Studium die freie Wahl. Gleiches gilt, wenn er einen anderen, vergleichbaren Fortbildungsabschluss vorweisen kann, beispielsweise den Betriebswirt oder den Techniker. Diese Abschlüsse sind dem Abitur gleichgestellt und damit vollwertige Hochschulzugangsberechtigungen.

In allen anderen Fällen muss der angehende Student neben der beruflichen Qualifikation aus Berufsabschluss und Berufspraxis ein paar weitere Bedingungen erfüllen. Welche Voraussetzungen konkret gelten, hängt vom jeweiligen Bundesland und der Hochschule ab. Bundeseinheitliche Regelungen gibt es nicht.

So wird in einigen Bundesländern eine Eignungsprüfung durchführt. In anderen Bundesländern muss der Student eine gewisse Zeit lang ein Probestudium absolvieren. Die Anzahl der geforderten Jahre an Berufserfahrung ist ebenfalls unterschiedlich und auch die möglichen Studienfächer können eingeschränkt sein.

 

Studieren ohne Abitur – die finanzielle Seite

Wer schon seit einigen Jahren im Berufsleben steht, hat sich einen gewissen Lebensstandard erarbeitet und sich daran gewöhnt. Ein Studium verändert diese Situation. Vorlesungen, Seminare und Lernen dominieren den Alltag. Viele Studenten gehen zwar nebenbei jobben, das Studium spielt aber die Hauptrolle. Natürlich wirkt sich das auch auf den Kontostand aus.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Infos und Tipps zum Thema Prüfungsangst

Wenn der Arbeitnehmer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, zu studieren, sollte er seine Finanzen unbedingt auf den Prüfstand stellen. Hat er bei der Abschlussprüfung seiner Berufsausbildung oder bei einer Fortbildungsprüfung besonders gut abgeschnitten, kann er vielleicht ein Aufstiegsstipendium bekommen.

Daneben gibt es noch weitere Stipendien, die in Frage kommen können. Außerdem kann der Arbeitnehmer wie jeder andere Student BAföG, einen Bildungskredit oder einen Studienkredit beantragen. Denkbar ist auch, die Arbeitszeit zu reduzieren und neben dem Beruf zu studieren. Es gibt also durchaus verschiedene Möglichkeiten, wie das Studium finanziert werden kann. Wichtig ist nur, dass der Arbeitnehmer gut durchrechnet, wie er die Studienzeit wirtschaftlich stemmen wird.

 

Studieren ohne Abitur – die Vorgehensweise

Zieht der Arbeitnehmer ein Studium in Erwägung, geht er am besten wie folgt vor:

  • Zuallererst sollte der Arbeitnehmer für sich abklären, wie ernst es ihm mit dem Studium wirklich ist. Möchte er tatsächlich studieren oder ist das Ganze nur eine spontane Idee, aus einer Laune heraus? Welche Ziele möchte er durch das Studium erreichen? Was erhofft er sich davon, wenn er jetzt studiert? Ist er motiviert genug, das Studium durchzuziehen, mit allen Veränderungen, die diese neue Situation mit sich bringt?
  • Als nächstes sollte der Arbeitnehmer prüfen, welche finanziellen Folgen das Studium haben wird. Außerdem sollte er sich darüber informieren, welche Förderungen er eventuell nutzen kann. Daneben sollte der Arbeitnehmer nicht vergessen, seinen Alltag als künftiger Student abzuklopfen. Bleibt ihm neben der Familie genug Zeit zum Lernen? Kann er in seinem Umfeld mit Verständnis und Unterstützung rechnen?
  • Steht der Entschluss fest, sollte sich der angehende Student erkundigen, welche Studiengänge für ihn in Frage kommen und welche Hochschulen möglich sind.
  • Je nach Bundesland und Hochschule gelten unterschiedliche Zulassungsvoraussetzungen. Daher sollte der angehende Student abklären, welche Bedingungen er erfüllen muss. Meist gibt es auf den Internetseiten der Hochschulen irgendwo das Stichwort „dritter Bildungsweg“, „beruflich Qualifizierte“ oder „qualifizierte Berufstätige“. Dort sind alle Infos übersichtlich zusammengefasst.
  • Der nächste Weg führt den angehenden Studenten zur Studienberatung an seiner Wunschhochschule. Bei einem persönlichen Gespräch werden alle offenen Fragen geklärt und die individuelle Situation besprochen. Die Beratung liefert dem angehenden Studenten aber nicht nur wertvolle Informationen und Hinweise. Teilweise ist das Gespräch mit der Studienberatung Voraussetzung für den Zugang zur Hochschule.

Studieren ohne Abitur – weiterführende Infos

Für ein Studium ohne Abitur gelten unterschiedliche Voraussetzungen und es müssen verschiedene Dinge beachtet werden. Da noch den Durchblick zu behalten, ist mitunter gar nicht so einfach. Wir haben deshalb aufgelistet, wo der angehende Student weiterführende Infos findet:

  • Das Gemeinnützige Centrum für Hochschulentwicklung stellt einen Online-Studienführer Dort gibt es Daten, Fakten und bundeslandbezogene Infos zum Studieren ohne Abitur.
  • Der deutsche Bildungsserver informiert über die Möglichkeiten und die Regelungen bei einem Studium ohne Abitur. Außerdem werden hier neue Beschlüsse veröffentlicht.
  • Die Hochschulrektorenkonferenz bietet mit dem Hochschulkompass Informationen über Studiengänge, Hochschulen und Studienplätze.
  • Die Arbeitsagentur ist der richtige Ansprechpartner, wenn sich der angehende Student über finanzielle Fördermöglichkeiten erkundigen möchte.

Mehr Anleitungen, Bildung, Ratgeber und Tipps:

Thema: Studieren ohne Abitur?

-

Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns


lerntechniken99

Autoren Profil:
FB/Twitter

Veröffentlicht von

Autoren Profil:

Bernhard Staube, - Inhaber Agentur für Schülerhilfe, Sabine Menkemann, - Lehrkraft Deutsch/ Mathe, Matthias Kurz, - Pädagoge berufsbildene Schule, Canel Gülcan, Studentin Lehramt Germanistik / Religion, sowie Christian Gülcan, Unternehmer/ Inhaber Medienagentur, Arbeitgeber, Betreiber und Redakteur dieser Seite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zum Thema Bildung, Lernen, Schulen und Weiterbildung.

Kommentar verfassen