Kinder für Fake News sensibilisieren, 2. Teil
Verschwörungstheorien gibt es vermutlich schon so lange wie die Menschheit. Die Inhalte, die Hintergründe und das Umfeld, in dem sie entstehen, sind zwar teils recht unterschiedlich. Aber die Muster, nach denen Verschwörungstheorien gestrickt sind, sind ziemlich gleich. Die Mechanismen machen sich gezielt Wünsche, Bedürfnisse und Ängste zunutze.
Im digitalen Zeitalter haben es Meldungen und Nachrichten besonders leicht, sich schnell zu verbreiten. Während sogar Erwachsene manchmal nur schwer erkennen können, wie viel Wahrheit in einer Aussage steckt, ist es für Kinder noch schwieriger, Behauptungen richtig einzuordnen.
Umso wichtiger ist, Kinder für Fake News zu sensibilisieren und vor fragwürdigen Verschwörungstheorien zu schützen. Voraussetzung dafür wiederum ist, die Muster hinter den Methoden zu durchschauen. Damit das künftig gelingt, erklären wir in einem zweiteiligen Beitrag, zu welchen Mitteln die Theorien greifen.
Hier ist der 2. Teil!:
Inhalt
Einzelne Studienergebnisse
Die Wissenschaft kennzeichnet sich dadurch, dass die Aussagen überprüfbar sind. Eine wissenschaftliche Theorie wird von anderen Wissenschaftlern hinterfragt, noch einmal aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, geprüft und getestet. Auf diese Weise können richtige Ergebnisse bestätigt und fehlerhafte Studien aufgespürt werden.
Erst wenn diese intensive Prüfung abgeschlossen ist, gelten die Studienergebnisse als gesichert. Das ist übrigens ein Grund, weshalb es oft lange dauert, bis eine Studie veröffentlicht wird.
Unterstützen mehrere Ergebnisse hochwertiger Studien eine Hypothese, lässt sich daraus eine wissenschaftliche Theorie ableiten. Doch diese Erkenntnis ist nicht in Stein gemeißelt, sondern muss immer wieder aufs Neue belegt und bewiesen werden.
Deshalb kann es passieren, dass selbst eine mehrfach verifizierte Theorie durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse infrage gestellt wird. In diesem Fall muss die Theorie überarbeitet, verändert oder auch komplett verworfen werden. Die wissenschaftliche Arbeit beginnt dann wieder von vorne.
Verschwörungstheorien blenden solche Abläufe aus. Sie picken sich einzelne Studien heraus und berufen sich darauf. Den Kontext der Studie und die Qualität lassen sie dabei ebenso unberücksichtigt wie die Frage, ob die Ergebnisse nicht vielleicht schon längst korrigiert oder sogar widerlegt wurden.
Nur ist irgendein Forschungsergebnis eben noch lange kein wissenschaftlicher Beweis.
FOAF Tales
Verschwörungstheorien leben davon, Situationen dramatisch zu schildern. Als Beleg wird gerne eine Geschichte erzählt, die dem Freund eines Freundes passiert ist. Solche Storys lassen sich einerseits nur schwer widerlegen.
Schließlich könnte es durchaus sein, dass sich das Ganze wirklich so zugetragen hat. Andererseits lässt sich auch der Nachweis, dass die Geschichte stimmt, nur schwer führen.
Mit Blick auf Verschwörungstheorien und Fake News sind viele Geschichten aber erfundene Legenden, moderne Märchen oder schaurige Großstadtgeschichten, eng verwandt mit klassischen Ammenmärchen. Die Storys werden mündlich erzählt, inzwischen aber auch immer öfter über die sozialen Netzwerke verbreitet.
Der Hauptdarsteller wird namentlich meist nicht genannt und die Quelle lässt sich in aller Regel nicht zurückverfolgen.
In vielen Fällen wird die Geschichte als ein Erlebnis verkauft, das dem Bekannten eines glaubwürdigen Freundes widerfahren ist. Aus diesem Grund wird neudeutsch von FOAF Tales – Friend Of A Friend Tales – gesprochen.
Vermeintliche Experten
Um den Fake News mehr Gewicht zu verleihen und Zweifel an der Glaubwürdigkeit zu zerstreuen, werden gerne Experten ins Spiel gebracht. Doch wenn sich ein Doktor der Philosophie oder ein BWL-Professor zu medizinischen Fachthemen äußert, darf bezweifelt werden, wie viel Aussagekraft seine Einschätzungen haben.
Um sich nicht von Titeln blenden zu lassen, hilft letztlich nur, die Suchmaschinen zu bemühen. Ein Blick auf den Lebenslauf, die aktuelle Tätigkeit und die Liste der Publikationen reicht meist aus, um einen vermeintlichen Experten zu enttarnen.
Die Quellen
Der vielleicht wichtigste Punkt, um den Wahrheitsgehalt von Meldungen einzuschätzen und Fake News zu erkennen, ist die Quelle. Wer verbreitet die Aussage? Wo hat sie ihre Wurzeln? Wie wird berichtet?
Ein Hinweis, dass Studien etwas belegt haben, ist zwar schön und gut. Doch wenn es keine konkreten Angaben dazu gibt, um welche Studien es sich handelt und wo diese nachgelesen werden können, ist die Aussage nicht viel wert. Seriöse Beiträge geben überprüfbare Quellen an.
Kinder für Fake News sensibilisieren – ein Fazit
Kinder und Jugendliche sind ständig online. Sie schauen sich Videos an, lesen verschiedenste Inhalte und tauschen sich in den sozialen Medien aus. Wie seriöser Journalismus und wissenschaftliches Arbeiten vonstattengehen, lernen die Kids in der Schule entweder gar nicht oder erst sehr spät. Aus diesem Grund sollten die Eltern darauf achten, welche Inhalte ihr Kind konsumiert.
Geschichten und Meldungen können gemeinsam auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Auch Internetseiten, die Fakten checken und Fake News sammeln, können wertvolle Hilfestellung bieten. Es geht dabei nicht darum, die Kinder ständig zu kontrollieren. Das Ziel ist vielmehr, sie für Fake News zu sensibilisieren.
Im Idealfall müssen nicht die Eltern berichtigen und aufklären, sondern die Kinder entwickeln selbst ein Gespür dafür, ob und welche Inhalte glaubwürdig sind. Wichtig ist dieses Gespür auch deshalb, weil der umgekehrte Fall, nämlich dass Kinder gar nichts mehr von dem glauben, was im Internet steht, ebenso nicht eintreten sollte.
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Thema: Kinder für Fake News sensibilisieren, 2. Teil
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