Fakten zum demokratischen Erziehungsstil

Die wichtigsten Infos und Fakten zum demokratischen Erziehungsstil 

Der Erziehungsstil hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Während in den Anfängen, als Eltern erstmals damit begannen, sich selbst um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern, der autoritäre Erziehungsstil dominierte, schien später der antiautoritäre Erziehungsstil die deutlich bessere Lösung.

Heute hat sich der demokratische Erziehungsstil weitestgehend durchgesetzt, sowohl im Privatbereich als auch an den Schulen.

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Die Grundidee des demokratischen Führungsstils besteht darin, ein Kind beim Heranwachsen zu einer mündigen, selbstständigen und selbstbewussten Persönlichkeit zu unterstützen und zu begleiten. Dies erfolgt, indem das Kind einerseits möglichst viele Freiheiten erhält, ihm andererseits aber auch die notwendigen Grenzen gesetzt werden.  

Was sich nun aber genau hinter einer solchen Erziehung verbirgt, auf welchen Prinzipien sie beruht und mit welchen Mitteln gearbeitet wird, erklärt die folgende Übersicht mit den wichtigsten Infos und Fakten zum demokratischen Erziehungsstil: 

 

Wie und woraus hat sich der demokratische Erziehungsstil entwickelt?

Die Wurzeln des demokratischen Erziehungsstils liegen in der Reformpädagogik. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erklärten Reformpädagogen wie Maria Montessori oder Alexander Sutherland Neill Aspekte wie die Förderung von Selbstständigkeit oder die Beteiligung an Entscheidungsprozessen zu ihren grundlegenden pädagogischen Prinzipien.

1921 gründete Neill mit der Demokratischen Schule im englischen Summerhill die erste demokratische Schule weltweit. Basis dieser Schule bildeten Prinzipien wie das selbstbestimmte Lernen, die Selbstverwaltung, das Lösen von üblichen Moralvorstellungen und ein vertrauensvolles, tolerantes und von gegenseitigem Respekt geprägten Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern.

Dabei gab es auch in Sommerhill Regeln und Grenzen, allerdings wurden diese von den Lehrern und den Schülern in der Schulversammlung gemeinsam erarbeitet und festgelegt. In Deutschland wurden in den 1920er-Jahren ebenfalls reformpädagogisch und demokratisch ausgerichtete Schulen gegründet, die aber während des Nationalsozialismus verboten wurden. Erst als in den 1970er-Jahren der antiautoritäre Erziehungsstil aufkam, fanden auch die Ideen der demokratischen Erziehung wieder Beachtung.

Als Begründer der Erziehungs- und Führungsstilforschung und gleichzeitig des demokratischen Erziehungsstils gilt heute der Sozialpsychologe Kurt Lewin. Er führte in den 1930er-Jahren eine empirische Studie durch, um zu untersuchen, wie sich unterschiedliche Führungsstile auf das Verhalten sowie die Lern- und Leistungsbereitschaft auswirken. Dafür teilte er zehn- bis zwölfjährige Kinder in drei Gruppen ein und diese drei Gruppen trafen sich mehrere Wochen lang, um unter Anleitung zu basteln.

Der Gruppenleiter der ersten Gruppe arbeitete mit dem demokratischen Erziehungsstil, der Gruppenleiter der zweiten Gruppe mit dem autoritären Erziehungsstil und die dritte Gruppe wurde nach dem Laisser-faire-Stil geführt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die erste Gruppe nicht nur am kreativsten war, sondern anders als die beiden anderen Gruppen außerdem in einer entspannten und konstruktiven Atmosphäre arbeitete. In späteren Studien und Forschungsvorhaben von Psychologen und Pädagogen wurde dann anstelle vom demokratischen auch vom sozial-integrativen oder autoritativen Erziehungsstil gesprochen. 

 

Welches sind die Ziele und Prinzipien des demokratischen Erziehungsstils?

Der demokratische Erziehungsstil macht es sich im Wesentlichen zur Aufgabe, das Kind bei seiner Entwicklung zu einem selbstbewussten und selbstständigen Menschen zu begleiten und zu unterstützen. Im Gegensatz zum antiautoritären Erziehungsstil, bei dem die grenzenlose und völlig freie Persönlichkeitsentfaltung im Vordergrund steht, arbeitet die demokratische Erziehung mit etwas anderen Zielen. So soll das Kind möglichst früh lernen, seine eigene Meinung zu bilden und seine Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren.

Genauso soll es aber lernen, die Meinungen anderer zu tolerieren und deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das Kind darf hinterfragen und Kritik üben, muss aber auch lernen, mit Kritik anderer umzugehen. Neben sozialen Kompetenzen wie Kompromissfähigkeit, Einfühlungsvermögen oder Verantwortungsbewusstsein für eigene Entscheidungen und Handlungen spielt beim demokratischen Erziehungsstil außerdem die Vermittlung von Werten eine wichtige Rolle.

Die demokratischen Prinzipien werden auch auf den Familienverband übertragen. So gibt es innerhalb der Familie keine strengen Hierarchien, sondern Eltern und Kind bilden eine Gruppe, in der jeder seine eigenen Rechte und Pflichten hat. Grundlage hierfür bildet ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Eltern und Kind, das auch beinhaltet, dass jeder seine Meinung offen und ehrlich äußern darf.  

 

Mit welchen Mitteln arbeitet der demokratische Erziehungsstil?

Die Rolle der Eltern beim demokratischen Erziehungsstil sieht vor, dass die Eltern ihrem Kind so viele Freiheiten wie möglich einräumen, gleichzeitig aber auch soviel Autorität ausüben wie notwendig. Der demokratische Erziehungsstil verzichtet also nicht auf Regeln und Grenzen, allerdings werden diese nicht einfach durchgesetzt, sondern mit den Kindern abgesprochen und ihnen erklärt.

Der demokratische Erziehungsstil setzt damit auf die Vernunft und geht davon aus, dass Kinder Regeln eher einhalten und respektieren, wenn sie diese verstehen und selbst mitbestimmt haben. Gleichzeitig lernen die Kinder so, ihre eigene Meinung zu vertreten, Kompromisse einzugehen, Entscheidungen auf fairer Ebene zu hinterfragen und die Bedürfnisse anderer zu akzeptieren.

Zu den wichtigsten Erziehungsmitteln gehören Lob, Anerkennung und Belohnungen auf der einen sowie Bitten und Erinnerungen auf der anderen Seite. Verstößt ein Kind gegen die Regeln, üben die Eltern Kritik, erklären aber auch, was weshalb an dem Verhalten falsch war. Natürlich kann es bei Auseinandersetzungen dabei auch einmal etwas lauter werden, danach folgt aber üblicherweise eine Entschuldigung, vom Kind bei den Eltern und umgekehrt. Harte Bestrafungen wie beispielsweise Ohrfeigen oder Hausarrest kennt der demokratische Erziehungsstil nicht.      

 

Ist der demokratische Erziehungsstil tatsächlich das Patentrezept?

Die Idee, die hinter dem demokratischen Erziehungsstil steht, ist eine von Vertrauen, Verständnis, Zuneigung, Anerkennung und Respekt geprägte Eltern-Kind-Beziehung. Jeder darf offen seine Meinung, Wünsche und Bedürfnisse äußern, wird ernst genommen und kann Fehler, Ängste und Sorgen eingestehen, ohne sich dafür schämen zu müssen.

Die Eltern haben eine Vorbildfunktion, an der sich die Kinder orientieren, die sie aber auch hinterfragen dürfen. Dennoch gibt es kein allgemeingültiges Patentrezept für die Erziehung von Kindern und auch der demokratische Erziehungsstil vermag dies nicht zu leisten. Bewusst oder unbewusst orientieren sich zwar heute die meisten Eltern an den Grundideen des demokratischen Erziehungsstils, aber letztlich will und muss jedes Kind individuell und altersgerecht erzogen werden.

Aufmerksamkeit, Zuneigung, ein liebevoller Umgang und Respekt sollten selbstverständlich sein, aber ein Kleinstkind ist schlichtweg noch zu jung, um gemeinsam mit den Eltern Lösungen zu erarbeiten und Regeln für ein harmonisches Miteinander zu vereinbaren. Zudem gibt es durchaus Kinder, die mit zuviel Freiheiten nichts anzufangen wissen, sondern sich ganz im Gegenteil von ihren Eltern neben Aufmerksamkeit und Zuneigung auch klare Regeln und Grenzen wünschen würden.

 

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